Der Petrus-Zyklus
Im Chorumgang finden sich Zeugnisse der ersten menschlichen Darstellungen mit Flechtmotiven im Hintergrund als Vorboten der figürlichen Kapitelle, dem Höhepunkt der romanischen Bildhauerkunst. Im südlichen Querschiff nimmt der „Zyklus des Heiligen Petrus“ drei Kapitelle mit Verhaftung, Erlösung und Kreuzigung des Königs der Apostel mit dem Kopf nach unten ein.
Auf dem Pfeiler, der die beiden rechten Joche des Chors im Süden teilt, ist die Opferung des Isaak an der Stelle zu sehen, die normalerweise für das Opfer Christi am Kreuz in unmittelbarer Nähe zum Hauptaltar vorbehalten ist.
Die Verurteilung der heiligen Fides
Auf dem vierten Nordpfeiler des Hauptschiffs ist ein Kapitell der Verurteilung der heiligen Fides zu sehen, ein Opfer der Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian. Sechs mit beiden Füßen auf der Kante stehende Figuren sind in gleichmäßigen Abständen rund um den Korb angeordnet.
Zur Rechten legt ein kreuztragender Engel der vor ihr stehenden heiligen Fides die Hand auf die Schulter, um ihr Mut bei ihrem Leid zuzusprechen. Ein Mann fasst die Heilige am Arm und scheint sie vor den römischen Prokonsul Dacius zu zerren.
Auf der gegenüberliegenden Seite sitzt dieser auf einem Thron und überreicht dem Henker persönlich ein langes Schwert, das zur Enthauptung dienen wird.
Auf der linken Seite des Korbs stellt der böse Geist von Dacius das Pendant zum Schutzengel dar: Er zeigt die Züge eines hässlichen Teufels und hält mit beiden Händen eine Schlange fest. Diese sehr sicher gearbeitete, ausdrucksstarke Szene kündigt bereits das Tympanon des Jüngsten Gerichts an.
Die profanen Themen
Die bedeutendste Gruppe von Kapitellen in Conques verdanken wir den Bildhauern der Emporen des Hauptschiffes zu Beginn des 12. Jahrhundert. Ihr Elan und ihre Fantasie scheinen unerschöpflich zu sein, sei es in Bezug auf die ornamentalen Körbe, die selbst auf den Abakussen erscheinenden Tiermotive oder die menschlichen Darstellungen.
Mit Ausnahme der Verkündigung sind alle figürlichen Kapitelle profanen Themen gewidmet, von denen mehrere epischen Erzählungen wie dem Rolandslied entlehnt zu sein scheinen.